Lymphdrainage – alles im Fluss

„Das sind doch nur Streicheleinheiten!“
„Das ist zwar angenehm, aber bringt es überhaupt was?“

Solche und ähnliche Aussagen bekomme ich als Physiotherapeutin häufig zu hören, wenn es um das Thema Lymphdrainage geht. Dazu möchte ich heute beleuchten, was man unter dieser Technik genau versteht, und warum die Ausführung durch eine/n qualifizierte/n und geprüfte/n Therapeuten/in so wichtig ist.

Das Lymphsystem ist im Gegensatz zum beispielsweise geschlossenen Blutkreislauf ein offenes System. Die Gefäße beginnen in der Peripherie und ziehen bis zu den beiden Venenwinkel. Das sind jene Stellen, an denen das Lymphgefäßsystem an den Blutkreislauf angeschlossen ist und die Flüssigkeit aus dem Lymphsystem ins Blut eingeschleust wird.

Lymphdrainage unterstützt das System dabei, die Flüssigkeit zu den Anschlussstücken zu transportieren. Viele Gefäße verlaufen sehr oberflächlich, weshalb der Arbeitsdruck durch den/die Physiotherapeuten/in sehr gering ist und diese Technik als besonders sanft und schonend empfunden wird.

Wie bereits erwähnt, wird die Flüssigkeit in den Blutkreislauf geschleust. Und das birgt gleichzeitig eine große Gefahr. Ist das Herz z. B. durch Vorerkrankungen geschwächt, kann es durch die plötzliche Volumenerhöhung überfordert sein. Da das System angeregt wird, lässt es sich auch nicht mehr so einfach stoppen. Aus diesem Grund stellt die Lymphdrainage bei dekompensierten Herzpatienten eine absolute Kontraindikation dar. Es gibt noch einige weitere Kontraindikationen, über die der/die geschulte Therapeut/in im Erstgespräch/vor Therapiebeginn aufklärt.

Lymphdrainage BeinIn den überwiegenden Fällen kann mit der Lymphdrainage jedoch auf sehr sanfte Weise eine deutliche Wirkung erzielt werden. Da „Wasser“ aus dem Gewebe transportiert wird, ist es bei akutem Trauma, wie z. B. bei einem Peitschenschlagsyndrom oder nach einem „Umknöcheln“ ein wertvolles Werkzeug. Auch bei beginnender Migräneattacke kann es Linderung verschaffen, genauso wie bei Verstopfung oder Blähungen. Und natürlich kommt Lymphdrainage bei den klassischen Indikationen wie primäres Lymphödem, sekundäres Lymphödem nach Operationen, Verspannungen jeglicher Art, usw. zum Einsatz.